ÖKOTOP - Büro für angewandte Landschaftsökologie

K. Mammen & U. Mammen GbR

Der Rotmilan in der Agrarlandschaft

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Projekttitel: Verbesserung der Habitatqualität für den Rotmilan in der Agrarlandschaft im Landkreis Harz

Auftraggeber: Landkreis Harz, gefördert mit ELER-Mitteln

Laufzeit: 2013-2014

Projektgebiet: 565 km² Landschaftsausschnitt im Nordharzvorland

Projekt-Präsentation auf der homepage des Harzkreises

Einführung: Der Rotmilan im Nordharzvorland

Der Rotmilan hat ein relativ kleines und nahezu auf Europa beschränktes Areal. Mehr als 50 % des Weltbestandes lebt in Deutschland. Innerhalb des gesamten Areals ist das nordöstliche Harzvorland in Sachsen-Anhalt das Dichtezentrum. Die Bundesrepublik Deutschland und speziell Sachsen-Anhalt haben deshalb für den Rotmilan eine besondere Verantwortung. Außerdem ist das Nordharzvorland eines der wichtigsten Durchzugs- und Überwinterungsgebiete in Mitteleuropa.

Im Harzvorland hatten wegen der außergewöhnlich hohen Brutbestände früher vor allem die Waldgebiete Hakel und Huy eine herausragende Bedeutung für die Art. Allein im Hakel brüteten von 1978 bis 1990 im Mittel 101 Rotmilan-Paare! Bereits in den 1970er und 1980er Jahren begannen Rotmilane jedoch zunehmend die offene Landschaft außerhalb der großen Wälder zu besiedeln, während die Bestände in den Wäldern abnahmen. Der gravierende Strukturwandel in der Landwirtschaft nach der politischen Wende führte schließlich zu einem extremen Bestandseinbruch der Art - im gut untersuchten Nordharzvorland um fast 50 %. Besonders dramatisch sind die Rückgänge in den großen Waldgebieten, die ihre herausragende Bedeutung für den Rotmilan verloren haben. Die inzwischen bevorzugten Brutplätze im Offenland konzentrieren sich in den Flussniederungen des Harzvorlandes (Bode, Selke, Holtemme, Asse) und im Großen Bruch.

Problematische Habitatfaktoren

Gehölzstrukturen

Ursprünglich brüteten die Rotmilane in den großen Wäldern, wo sie auf den jeweils dominierenden Baumarten (Eiche, Buche) ihren Horst errichteten. Die seit den 1950er Jahren im Offenland vielfach als Windschutzpflanzung eingesetzten schnell wachsenden Hybridpappeln gewannen während der drastischen Verschiebung der Rotmilan-Siedlungsdichte im Harzvorland zunehmend Bedeutung als Horststandort bzw. machten die Besiedlung des vorher sehr gehölzarmen Agrarlandes überhaupt erst möglich.

Aktuell stellen Hybridpappeln die mit Abstand wichtigste Horstbaumart für den Rotmilan im gesamten Nordharzvorland dar. Auch alle Schlafplätze befinden sich in Pappelreihen. Weitere Horststandorte in der offenen Landschaft bieten kleine Feldgehölze.

Die Pappelreihen wurden in mehreren Phasen in den 1950er und 1960er Jahren als Monokulturen gepflanzt und zeigen inzwischen deutliche Zusammenbruchserscheinungen. Ursachen dafür sind der enge Stand und die fehlende Durchforstung der Bestände sowie die angrenzende intensive landwirtschaftliche Nutzung bis nahe an die Bäume heran, was die flach unter der Oberfläche verlaufenden Wurzeln schädigt. Die Pflanzung als Monokultur erhöht die Windanfälligkeit der Pappelbestände. Da die damaligen Pflanzungen innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes erfolgten, stellt sich das Problem praktisch flächendeckend im Landkreis.

In unserem von der Naturschutzbehörde des Landkreises Halberstadt beauftragten Gutachten kamen wir bereits 2007 zu dem Ergebnis: "Es ist von einem fortschreitenden massiven Zusammenbruch der in der ersten Phase angelegten Pappelreihen in den nächsten 10 bis 20 Jahren auszugehen. Mit dem Verfall der Gehölzstrukturen reduziert sich das Angebot an Nistmöglichkeiten für den Rotmilan. Frühestens in 5 bis 10 Jahren erreichen die während der zweiten Phase angelegten Baumreihen ihre Eignung als Horststandorte. Den Verlust der älteren Pappelreihen können sie aber nicht gänzlich ersetzen. Als Ausgleich für den Verlust von Horstbäumen sind einerseits sofort Neupflanzungen von Baumreihen in der offenen Landschaft notwendig. Andererseits ist der naturnahe Umbau der älteren Pappelreihen erforderlich".

Nahrungssituation

Um die Tierbestände der LPG-Tierproduktion importunabhängig zu versorgen, wurde in der DDR jahrzehntelang neben der Ackerfruchterzeugung in großem Umfang Feldfutteranbau betrieben. Diese Flächen wurden nach Bedarf gemäht - auch während der Brutzeit der Rotmilane - und hatten daher eine große Bedeutung für die Nahrungsversorgung während der Brutzeit. Mit dem Rückgang der Rinderbestände nach 1991 und der Umstellung auf Importfutter verschwand auch der Feldfutteranbau aus der Region. Stattdessen dominieren wenige Marktfruchtarten (Weizen, Gerste, Rüben) und die je nach aktueller Förderpolitik lohnenden Kulturen (Raps, Mais etc.), die während der Brutzeit eine dicht geschlossene Vegetationsdecke bilden, durch die die Rotmilane nicht an Beutetiere herankommen können.

Angesichts der Entwicklungstendenzen in der Landwirtschaft (u. a. vermehrter Anbau von Energiepflanzen) ist davon auszugehen, dass sich die Habitatbedingungen für den Rotmilan mittelfristig nicht positiv ändern werden. Im Landkreis Harz weisen aber die grünlandreichen  Niederungen der Harzvorlandflüsse Bode, Selke, Asse, Holtemme sowie das Große Bruch aktuell gute Brutbestände des Rotmilans auf, sodass gezielte Maßnahmen zur Stabilisierung des Rotmilanbestandes dort ansetzen können.

Projektinhalte:

Datenerfassung

  • Zustandserfassung und Bewertung des Pappelbestandes und weiterer als Horststandorte geeigneter Gehölzstrukturen in einem 565 km² großen Landschaftsausschnitt im Nordharzvorland
  • Entwicklungsprognose für die Gehölzstrukturen, Erarbeitung notwendiger Pflege- und Pflanzmaßnahmen
  • Erfassung von Grünlandflächen, wertvollen Elementen und Strukturen sowie von für Greening-Flächen favorisierten Bereichen, Ermittlung geeigneter neuer Pflanzflächen
  • Kartierung des Milanbestandes in ausgewählten Pappelreihen, Analyse dieser sowie vorhandener Horstdaten aus dem Untersuchungsgebiet
  • Entwicklung eines einheitlichen Bewertungsstandards für Gehölzstrukturen bezogen auf Horstbaum- und Umgebungspräferenzen des Rotmilans

Maßnahmeplanung

  • flächenscharfe Dokumentation des Erhaltungszustandes der linearen Gehölzstrukturen
  • Lokalisierung und Konkretisierung des Maßnahmebedarfes für Gehölzpflanzungen/-pflege sowie für Pufferstreifen
  • Prüfung der Flächenverfügbarkeit (= Eigentums bzw. Nutzungsverhältnisse) für Pflanzungen und Pufferstreifen, Prüfung weiterer Optionen, um Flächenverfügbarkeit für Gehölzumbau und -neuanlage zu erhöhen
  • Ermittlung der Betroffenheit der Landwirte (Ernteausfälle durch Beschattung ff), Ermittlung der Bewirtschafter (Pächter) für in Maßnahmekulisse aufzunehmende Grünlandflächen sowie für aus Naturschutzgründen als Greening-Flächen favoriserte Bereiche
  • Erarbeitung von Pflanzplänen und Pflanzschemata für 2000 lfd. m Baumgehölzreihe mehrreihig, standortbezogene Ermittlung des Pflanzbedarfs
  • Lokalisierung und Konkretisierung des Maßnahmebedarfes Grünlandbewirtschaftung, Konzeption zur Greifvogel-gerechten Grünlandbewirtschaftung
  • Verortung und Beschreibung (Text und Karte) der Maßnahmeflächen für Gehölzpflanzungen/-pflege, Pufferstreifen, Grünlandbewirtschaftung etc.

Projektmanagement

  • Koordination, Kommunikation, Redaktion, Datenverarbeitung, Dokumentations- und Berichtswesen, Organisatorische Abwicklung des Projektes
  • Realisierung der praktischen Maßnahmen (Ausschreibung, Vergabe, Überwachung und Abnahme der Pflanzungen und Pflegemaßnahmen)

Praktische Maßnahmen

  • modellhafter Umbau von bestehenden Pappelreihen, Nachpflanzung abgängiger bzw. gerodeter Pappelreihen, Neuanlage von Gehölzstrukturen durch Pflanzung von 2.000 lfd. m Baumgehölze (5-reihig) sowie Gehölzpflege und Durchforstung in bestehenden Gehölzreihen
  • Planung und Umsetzung von Schutzmaßnahmen gegen Waschbären an Rotmilanhorsten

Öffentlichkeitsarbeit

 

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