Projekttitel: Effizienzkontrolle von Feldhamsterleiteinrichtungen und Feldhamsterdurchlässen
Auftraggeber: Landesbetrieb Bau Sachsen-Anhalt (3 Monate 2009), ÖKOTOP (9 Monate Weiterführung als Ganzjahres-Pilotstudie)
Laufzeit: 2009-2010
Projektgebiet: B6n im Nordharzvorland in Sachsen-Anhalt
Poster Raubsäuger-Tagung GWJF April 2011 in Schneverdingen
Einführung: Wirksamkeit von Leiteinrichtungen und Querungshilfen
Zur Minimierung bzw. Vermeidung des Verkehrstodes von Feldhamstern an Straßen sowie zur Minderung der Zerschneidungswirkung von Straßen auf Feldhamsterpopulationen sind bei Straßenbauvorhaben Feldhamsterdurchlässe in Verbindung mit Leiteinrichtungen eine planerisch und technisch umsetzbare Maßnahme. Realisiert wurden bisher in Gebieten mit bedeutenden Feldhamstervorkommen an Bundesstraßen und Autobahnen Kasten- und Rohrdurchlässe verschiedener Größe.
Ausgangspunkt des Projektes war, dass Dimensionierung und Bauart solcher Durchlässe bislang nur anhand von Literaturdaten zur Biologie der Art oder anhand von (zwangsläufig mehr oder weniger subjektiven) Experteneinschätzungen festgelegt wurden. Auch die „Hinweise zur Anlage von Querungshilfen für Tiere an Straßen“ waren im Hinblick auf den Feldhamster rein theoretische Betrachtungen. Über die tatsächliche Wirksamkeit von Leiteinrichtungen und Querungshilfen für den Feldhamster lagen keinerlei Erfahrungen vor. Werden Durchlässe angenommen und wenn ja, welche Typen? Geht die Nutzung über eine sporadisch-zufällige Frequentierung hinaus, so dass von einem Erhalt des Populationsverbundes auszugehen ist? Welche Faktoren außer dem Bautyp sind für eine regelmäßige Nutzung ausschlaggebend? Die bisher einzige Dokumentation der Nutzung eines Durchlasses durch Feldhamster überhaupt stammte von einem Kleintierdurchlass von 100 x 75 cm an der Autobahn Straßburg – Obernai in Frankreich.
Ziel der Untersuchung war eine artspezifische Wirkungskontrolle der in einem Planungsabschnitt der B6n errichteten Leiteinrichtungen und Kleintierdurchlässe. Dabei sollten qualitative und quantitative Aussagen über die Nutzung der Durchlässe durch Feldhamster möglich sein und eine ggf. bauartbedingt unterschiedliche Nutzung erfasst werden.
Die Erfassung musste daher mit einer Methode erfolgen, die zum einen absolute Zuverlässigkeit in der Registrierung kleiner Tiere garantiert (keine unregistrierten Passagen durch Nichtauslösung bzw. durch technisch bedingte Totzeiten zwischen aufeinander folgenden Registrierungen), die Passagen in zeitlicher Abfolge erfasst und außerdem die Bestimmung von Arten ermöglicht. Da dies weder Spurenplatten noch Wildkameras leisten können, installierten wir auf Infrarotkameras basierende speziell an die räumliche Erfassungssituation angepasste Überwachungseinheiten.
Projektinhalte:
- kameragestützte Dauerüberwachung von 4 Feldhamsterdurchlässen verschiedener Bauart
- begleitend aktuelle Erhebung der Feldhamsterbesiedlung der Ackerflächen im Umfeld der Durchlässe sowie von Bewirtschaftungsereignissen wie Ernte, Stoppelsturz, Bodenbearbeitung
- qualitative und quantitative Auswertung des Videomaterials, Artbestimmung der im Tunnel registrierten Tiere (durch Videosequenz und typisches Bewegungsmuster Artbestimmung fast immer möglich)
- Auswertung der Daten und Bewertung der Funktionsfähigkeit und Effizienz der Durchlässe im Hinblick auf den Feldhamster (3 Monate) bzw. im Hinblick auf alle registrierten Tierarten (12 Monate)
Einige Ergebnisse in Stichworten:
- Feldhamster nutzen Durchlässe!
- Bereits in den ersten 3 Monaten konnten 14 Tierarten beim Queren der Durchlässe erfasst werden - neben Raubsäugern (Rotfuchs, Hauskatze, Dachs, Hermelin, Mauswiesel) und Nagern (Feldhase, Wanderratte, Feldhamster, Schermaus, Brandmaus) auch Erd- und Wechselkröten, Lederlaufkäfer und selbst Maulwurfsgrillen! Insgesamt waren es innerhalb von 12 Monaten mehr als 20 Arten und einige nicht bis zur Art bestimmbare Gruppen!
- Jahreszeitliches Auftreten von Raubsäugern in den überwachten Durchlässen: