Gefährdung
Der Feldhamster Cricetus cricetus war noch vor wenigen Jahrzehnten in Mitteleuropa weit verbreitet und häufig. Bedingt durch die starke Intensivierung der Landwirtschaft mit verarmten Fruchtfolgen und immer größeren Ackerschlägen sowie einer schnellen verlustarmen Ernte, auf die meist sofort der Stoppelumbruch folgt, nahmen die Bestände seit den 1960er Jahren stark ab. Aktuell ist die Art in Anhang IV der FFH-Richtlinie gelistet und damit nach § 7 Abs. 2 BNatSchG streng geschützt und in der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Auch im mitteldeutschen Raum, der aufgrund der hier weiträumig vorhandenen Löß-Schwarzerdeböden das einzige größere geschlossene Verbreitungsgebiet der Art innerhalb Deutschlands bildet, ist der Feldhamster vom Aussterben bedroht (Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen) bzw. stark gefährdet (Niedersachsen). In Europa sind besonders die westlichsten, zumeist sehr kleinen und verinselten Populationen (im Elsaß, in den Niederlanden und Belgien sowie in Deutschland westlich des Rheins) akut im Bestand bedroht und müssen teils intensiv mit Artenhilfsmaßnahmen gestützt werden.
Lebensraum und Ökologie
Als ursprüngliches Steppentier bewohnt der Feldhamster bevorzugt Offenlandstandorte auf tiefgründigen Löss- oder Lehmböden. Der Großteil des Areals umfasst die offenen und halboffenen Steppen Eurasiens. In der Kulturlandschaft lebt die Art meist auf ackerbaulich genutzten Flächen, auch auf Luzerne- oder Kleefeldern, jedoch kaum auf Grünland. Auch Ruderal-, Rand- und Sonderstrukturen (lichte Windschutzstreifen, Böschungen, Dämme usw.) sowie Ortsrandbereiche mit Gärten werden gelegentlich besiedelt. Feldhamster leben einzeln in bis zu 2 m tiefen unterirdischen Bauen mit einem komplexen, stellenweise zu Kammern erweiterten, Gangsystem. Die Ernährung ist omnivor. Den größten Anteil der Nahrung stellen pflanzliche Komponenten (Kräuter, grüne Pflanzenteile, Früchte und Samen, Gräser, Wurzeln etc.). Zeitweise werden auch Käfer, Regenwürmer und kleine Wirbeltiere in größerem Umfang verzehrt. Als Mundvorräte werden kleine Mengen grüner, saftiger Pflanzen in den Bau getragen.
Fortpflanzung und Überwinterung
Feldhamster leben einzeln, nur zur Paarung suchen die Männchen die Weibchen für wenige Tage in deren Bau auf. Unter mitteleuropäischen Verhältnissen sind zwei bis drei Würfe im Jahr mit je 5-12 Jungen möglich. Aktuell sind bereits die Überlebenschancen des 2. Wurfes sehr schlecht. Die im Sommer geborenen Jungtiere werden frühestens ab Ende Juli selbstständig, doch dann setzen auf den Feldern auch schon großflächig Ernte und Bodenbearbeitung ein. Ohne schützende Deckung werden die jungen Hamster auf der Suche nach Nahrung leichte Beute für Beutegreifer.
Den Winter verbringen Feldhamster im Winterschlaf. Sie schlafen nicht durchgängig wie beispielsweise Igel, sondern wachen zeitweise auf, laufen im Bau umher und nehmen auch Nahrung zu sich. Zur Vorbereitung auf den Winterschlaf tragen Hamster deshalb im Spätsommer Vorräte in den Bau ein. Als Wintervorrat genutzt werden kann ein breites Spektrum an Samen, Getreidekörnern, Wurzeln und Knollen, wie es auf Äckern oder Rainen zu finden ist. Das Sammelgut muss jedoch möglichst reif und trocken sein, da es sonst während der Lagerung verdirbt. Im Herbst werden die Baue vertieft und mit dem anfallenden Erdmaterial die zur Oberfläche führenden Gänge verschlossen. Hamsterbaue sind daher im Winterhalbjahr oberirdisch nicht zu erkennen.
Frühestens im März, meist aber erst im April bis Mai wird der Winterschlaf beendet. Beginn und Ende der Überwinterung sind einerseits abhängig vom Alter und Geschlecht der Tiere. Innerhalb des Verbreitungsgebietes variieren die Überwinterungszeiten aber auch in Abhängigkeit von Klima und Breitengrad. Dabei gibt es schon innerhalb Deutschlands deutliche Zeitdifferenzen, beispielsweise zwischen den Vorkommen in den mitteldeutschen Bördegebieten (Sachsen-Anhalt, Niedersachsen) und denen im süddeutschen (Baden-Württemberg, Bayern) und westdeutschen (Nordrhein-Westfalen) Raum. Die zeitliche Einpassung der oberirdischen Aktivität in den Jahreslauf und den Bewirtschaftungsrhythmus der Ackerflächen hat erhebliche Konsequenzen für Mortalität und Reproduktionserfolg der Tiere. Außerdem erfordert dies regional angepasste Zeitschemata für die Terminierung von Kartierungen und Umsiedlungen.
Leistungen | Referenzen
Seit Kerstin Mammen im Jahr 1993 an der Martin-Luther-Universität Halle ihre Diplomarbeit zur Bestandsituation und Ökologie des Feldhamsters in den östlichen Bundesländern Deutschlands begann, hat diese Tierart nicht nur im Natur- und Artenschutz, sondern sukzessive auch in der Planungspraxis enorm an Bedeutung gewonnen.
Wir haben diesen Wandel nicht nur miterlebt, sondern sind seit mehr als 20 Jahren durch Forschungs- und Monitoringprojekte, Kartierungen, Gutachten, Experten- und Beratertätigkeit, Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftliche Veröffentlichungen und Vorträge sowie die bereits ebenso lange Mitarbeit im Internationalen Arbeitskreis Feldhamster ein Teil dieser Entwicklung.
Im Jahr 2001 wurde von uns eine Methode zur Umsiedlung von Feldhamstern entwickelt und mit Erfolg erprobt. Diese Umsiedlung war die erste große Umsiedlungsaktion von Feldhamstern in Deutschland. Eine umfangreiche wissenschafltiche Begleitung (mit Individualkennzeichnung und Telemetrie) schloss sich an.
Als eines von bundesweit nur wenigen Büros können wir eine umfassende Kompetenz in der Bearbeitung sämtlicher Fragestellungen zum Feldhamster und in jedem räumlichen Kontext - vom punktuellen Eingriff bis zur Betrachtung auf Bundeslandebene - vorweisen, darunter:
- Eingriffsbezogene Kartierung, Bewertung, Risikoprognose, ökologische Bauüberwachung, Umsiedlung
- Konzeption und Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen, Effizienzkontrolle der Maßnahmen, Populations-Monitoring
- Fang, Markierung, Telemetrie
- Spezialuntersuchungen (z. B. Funktionskontrolle von Durchlassbauwerken, …)
- FFH-Monitoring, Artenhilfsprogramme, fach- und themenbezogene Analysen und Bewertung im lokalen, regionalen und überregionalen Maßstab